Archives September 2023

Wolfgang Tillmans: Die Videobotschaft vom Schirmherrn

Wolfgang Tillmans: Videobotschaft vom Schirmherrn des 1. Remscheider CSD

Liebe Teilnehmende des 1. Remscheider CSD,

Ich freue mich, die Ehre zu haben, Schirmherr des ersten Remscheider Christopher Street Day zu sein.

Ich kann leider nicht selber in Remscheid dabeisein, weil ich eine Ausstellung neuer Bilder in New York habe, von wo ich dieses Grußwort spreche.

Ich bin 1968 in Remscheid in eine Welt geboren worden, in der Liebe zwischen zwei Männern noch unter Strafe stand. Meine Eltern erzählten mir mal, wie man in der Stadt in den 50er/60er Jahren hinter vorgehaltener Hand über sogenannte „175er“ argwohnte und mancher von ihnen den Ausweg aus dieser Ausgrenzung nur im Selbstmord sah. Der Paragraf 175 des Strafgesetzbuchs von 1871, den die Nazis noch 1935 verschärft hatten, wurde 1945 nicht aufgehoben sondern unverändert beibehalten. Erst 24 Jahre nach dem Ende der Gewaltherrschaft wurde er endlich weitgehend abgeschwächt, war aber noch weitere 25 Jahre bis 1994 im Strafgesetzbuch der Bundesrepublik verankert.

Die Lage Homosexueller in anderen Ländern war ähnlich prekär und ungerecht. Heute feiern wir den Tag im Jahr 1969, an dem sich erstmals Schwule in New York gewaltsam gegen Polizeischikanen und Verfolgung vor der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street gewehrt haben. Die Unruhen setzten eine Energie der Befreiung gegen die gesellschaftliche Unterdrückung frei, die um die Welt ging.
Seitdem ist vieles passiert. In den meisten demokratischen Ländern Europas und der Welt ist Gleichstellung heute per Gesetz garantiert.

Das war ein langer Weg und ich bin den früheren Generationen zutiefst dankbar, die die Mühe auf sich genommen haben, für Freiheit, Akzeptanz und gleiche Rechte zu kämpfen.

Es ist toll, dass fast alle demokratischen Parteien in deutschen Städten den jährlichen CSD, und damit die Gleichstellung von LGBT+ Menschen, unterstützen.

Man könnte nun fragen, wozu braucht es denn dann überhaupt noch einen Christopher Street Day? Ist nicht schon alles erreicht? Es muss doch mal Schluss sein mit den Forderungen! Die Antwort ist klar. Unsere Freiheit ist nicht sicher solange es immer noch Menschen und religiöse und ideologische Extremist*innen und eine Partei gibt, deren Mitglieder das Recht, welches sie selber geniessen, um lieben und leben zu können wie sie wollen, anderen vorenthalten wollen – die anderen Menschen vorschreiben wollen, wie sie in ihrem Körper fühlen und leben sollen.

Die Rechte von Lesben Schwulen Bisexuellen Trans Queeren Intersex und asexuellen Menschen sind nichts weniger als Menschenrechte. Wir wollen nichts Außergewöhnliches und keine Sonderwünsche, wir wollen nur die gleichen Rechte der Selbstbestimmung haben, wie sie in der heterosexuellen Gesellschaft als normal angesehen werden. Respekt, offen leben können und uns nicht verstecken oder verstellen zu müssen, am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Familie, im Freundeskreis oder im Sportverein. Das schafft Zusammenhalt und Vertrauen und kostet niemanden etwas, trotzdem ist es in weiten Teilen der Gesellschaft immer noch nicht selbstverständlich.

Zum Abschluss möchte ich noch daran erinnern, dass Frauenrechte und LGBT+ Rechte eng miteinander verbunden sind. In vielen Ländern sind heute immer noch beide gleichzeitig bedroht und es gibt sogar aggressiv-repressive Gegenbewegungen, die uns bereits gewonnene Rechte im Namen von “Familie” und “Religion” wieder nehmen wollen.

Ich freue mich, dass heute in Remscheid gemeinsam von vielen Menschen aus der ganzen Stadt und dem Bergischen Land ein Zeichen für Gleichheit, Respekt und Emanzipation gesetzt wird und wünsche allen einen ausgelassenen Tag.

Ganz herzlich
Wolfgang Tillmans

www.tillmans.co.uk
www.betweenbridges.net

Unsere CSD-Broschüre

Zum CSD haben wir eine achtseitige Broschüre veröffentlicht. Darin finden sich neben dem Grußwort unseres Schirmherrn Wolfgang Tillmans die Infos zu den Spirituellen Impulsen „Flagge zeigen!“ in der Lutherkirche, eine geschichtliche Einordnung, unser Forderungskatalog und das Programm in Kurzform.

Die Broschüren werden am 15.9. ab 18 in der Lutherkirche ausgelegt und liegen auf dem CSD selbst bereit. Eine stilvolles Andenken an den 1. Remscheider CSD. Zugreifen, bevor die einzige Auflage vergriffen ist.

Das Programm

Der 1. Remscheider CSD besteht aus zwei Teilen: Der Demo und der anschließenden Party im Stadtpark. Ein dritter, inoffizieller Teil, ist die anschließende Aftershowparty in der Tanzfabrik.

Die Demo

16 Uhr: Rathaus Remscheid, Anmoderation Benni Bauerdick, Redebeitrag Burkhard Mast-Weisz
16.15 Uhr: Demo zieht los
1. Stop: Mitte Hindenburgstraße/ Höhe GBG mit Redebeiträgen von Sven Wolf, MdL und Slam-Poetin Kuri
2. Stop: vor Polizeipräsidium mit Redebeiträgen von Pfarrerin Anne Simon und einem Doppelbeitrag von Jolene „Yun“ Kohn und Elias Ewald für die queere Jugend.

Die Party

17:15 Uhr Begrüßung im Stadtpark mit Videogrußwort von Schirmherr Wolfgang Tillmans

Party mit den Bands APEX und GutSo ab 17.30 Uhr, anschließend DJ Sets von deejay Kpz B2B Ben Vince und Alexander Lux.

Die Aftershowparty

Ab 22 Uhr: Aftershowparty in der Tanzfabrik, Nordstraße 27, 42855 Remscheid

Flagge zeigen: Spirituelle Impulse

Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbild. Gott ist unfehlbar.

Spirituelle Impulse am Vorabend des 1. Remscheider CSD

Wo: Lutherkirche Remscheid, Martin-Luther-Straße 59a, 42853 Remscheid
Wann: 15. September 2023, 18.00 Uhr
Verantwortlich: Pfarrerin Anne Simon (Ev. Auferstehungs-Kirchengemeinde RS) und Team

In den verschiedenen christlichen Konfessionen, ebenso wie im Judentum als auch im Islam werden Lesben, Schwule, Bi- und Transpersonen (LSBTIQ*) sehr unterschiedlich wahrgenommen, mehrheitlich immer noch abgelehnt und abgewertet. Zur Begründung werden Bibel- und Koranstellen herangezogen und auch die Tradition.

Auf dem Hintergrund queerfreundlicher biblischer Geschichten und neuer theologischer Traditionen feiern wir am 15. September um 18.00 Uhr in der Lutherkirche. Pfarrerin Anne Simon und ein kleines Team verantworten spirituelle Impulse zu „Flagge zeigen“.

Wir feiern in der Hoffnung auf die schützende, stärkende und heilsame Wirkung von Gottes Segen – besonders für Menschen, die bedrängt, verfolgt und unterdrückt werden.

Und dabei haben wir Menschen in Remscheid, bundesweit, aber auch weltweit im Blick.

Bringt Freund*innen, Familien und alle mit, die Lust auf Stärkung und gute Laune haben.

www.auferstehungs-kgm.de